Interview mit Daniela Vadehra von Calapo (Teil 2)
Willkommen zum zweiten Teil des Interviews mit Mag. Daniela Vadehra von Calapo.
Hier beantwortet Sie Fragen zur Fütterung, geht einigen Leserfragen auf den Grund und erzählt von einem besonderen Pferdemoment. Sie suchen den ersten Teil des Interviews? Dort berichtet Frau Vadehra von der Entwicklung und den Besonderheiten der Produkte, zeigt Erfolgsgeschichten von Kunden auf und gibt Einblicke in die ausgewogene Pferdefütterung.
Sie bieten kostenlose Futterberatungen an. Wie läuft ein Beratungsgespräch ab?
Die Futterberatung ist das Herz von Calapo: Sie ist kein Gespräch, sondern die Kunden erhalten eine individuell ausgearbeitete, schriftliche Beratung mit vielen Informationen auf Basis eines umfangreichen Fragebogens, der online ausgefüllt werden kann. Mein Ziel ist es, die Pferdebesitzer so zu informieren, dass sie genau wissen, warum sie etwas füttern und damit auch langfristig Erfolg bei ihren Tieren erzielen.
Ich schaue mir jedes Tier genau an. Ich höre mir nicht nur die gesundheitlichen Probleme an und gebe Produktempfehlungen, sondern ich betrachte das Tier als Ganzes. Das bedeutet ich muss wissen, wie das Pferd gehalten wird, was es zu fressen bekommt, wie viel Heu es bekommt oder auch wie hoch das Arbeitspensum ist. Daher benötige ich manchmal auch mehre Stunden für eine Beratung, wenn die Problemstellung sehr komplex ist. Die Kunden können jederzeit telefonisch nachfragen und wir begleiten die Kunden anschließend mit ihren Pferden.
Viele Stammkunden lassen sich bereits Futterpläne für Pferde machen, die sie gerade erst kaufen und noch nicht einmal im Stall stehen haben. Sie sind glücklich, dass es ihren Pferden gut geht und wir immer mit Rat und Tat beiseite stehen. Wenn ich etwas nicht weiß, wird recherchiert und ich tausche mich regelmäßig fachlich mit Kollegen oder Tierärzten aus und bilde mich international fort. Wie in jedem Bereich muss man auch in Sachen Pferdefütterung stets am Ball bleiben und aktuelle Studien lesen.
Welche Fragen stellen Ihnen Ihre Kunden am häufigsten?
Sehr häufig kommt der Einwand, dass man als Pferdebesitzer im Einstellbetrieb keinen Einfluss auf die Heuqualität hat. Daher möchte ich die Eigenverantwortung der Kunden stärken, denn die Heuqualität ist maßgeblich für ein Pferd. Gebe ich einem Pferd mit beispielsweise einer Atemwegserkrankung Heu, welches hygienisch nicht einwandfrei ist, kann das Pferd nicht gesund werden.
Weitere Fragen sind, wie die Fütterung logistisch abgewickelt werden kann, vor allem wenn die Besitzer nicht täglich im Stall sind. Auch die korrekte Fütterung der einzelnen Komponenten wird häufig nachgefragt.
Der wichtigste Punkt bei der Pferdefütterung ist also das Heu?
Heufütterung – aber richtig und der stetige Blick auf die Darmgesundheit. Diese zwei Punkte sind am wichtigsten, um das Pferd nachhaltig gesund zu halten. Prophylaxe ist besser als das Therapieren.
Was sind typische Fehler bei der Fütterung, die Pferdebesitzer oft machen?
Zu glauben, dass man gesundheitliche Probleme mit diesem oder jenem Produkt lösen kann – es muss das gesamte Pferd betrachtet werden. Auch können Pferdebesitzer im Fachhandel oft gar nicht mehr beurteilen, ob die Inhaltsstoffe gut oder schlecht für ihr Pferd sind. Daher ist eine umfangreiche Futterberatung heutzutage sehr wichtig.
Benötigt ein gesundes Pferd Futterzusätze?
Ja, auch ein gesundes Pferd benötigt Futterzusätze bzw. eine Basis an Vitalstoffen, um sich gesund zu erhalten, die eine Versorgung nur mit Heu nicht abdeckt. Speziell wenn athletische Anforderungen bestehen, macht eine zusätzliche Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen Sinn.
Welche Krankheiten können mit Futterzusätzen behandelt werden?
Krankheiten kann man nicht mit Futterzusätzen behandeln. Allerdings kann man Pferde mit falscher Fütterung krank machen und mit guter Fütterungspraxis vielen Krankheiten vorbeugen. Eine gute Fütterung, am besten von klein auf, legt eine wichtige Grundlage für die Robustheit und Gesundheit eines Pferds. Man kann aber Pferde so füttern, dass sie mit bestehenden Gesundheitsproblemen besser zurechtkommen.
Wie lange dauert es in der Regel, bis die Wirkung eines Futterzusatzes sichtbar wird?
Wirkung ist das falsche Wort. Hat ein Pferd eine gesunde Verdauung und wird es gut gehalten, erfolgt eine entsprechend gute Verwertung des Futterzusatzes – nehmen wir als Beispiel ein hochwertiges Mineralfutter. Das kann bereits nach wenigen Wochen im Blutbild aber auch z.B. an der Fellqualität sichtbar sein. Allerdings können Pferde als Fluchttiere einen Mangel lange kompensieren, das heißt der Mangel kann schon lange bestehen, bevor er im Blutbild abgebildet wird.
Was sind Ihre persönlichen Tipps und Tricks bei der Fütterung?
Immer so füttern, dass die Darmgesundheit des Pferds gepflegt wird. Das ermöglicht eine gute Futterverwertung und ein gesundes Immunsystem. Wenn ich bei Futtermitteln und dem Management des Pferds darauf achte, dass die Umsetzung der Nährstoffe gut funktioniert und der Darm gesund gehalten wird, habe ich bereits sehr viel kluge Entscheidungen getroffen. Dazu gehört aber auch: für Ruhe beim Fressen sorgen, ausreichend Fressplätze und Raufutter zur Verfügung stellen. Und natürlich: keine Kompromisse bei der Heuqualität eingehen oder daran sparen.

Daniela Vadehra nimmt sich viel Zeit für Ihre Kunden. Die Futterberatungen sind sehr umfangreich.
Gibt es Trends im Bereich der Pferdegesundheit oder -fütterung, die Sie besonders spannend finden?
Ich orientiere mich bei der Pferdefütterung am englischsprachigen Raum, da dort sehr viel Forschung betrieben wird. Dort rückt das Thema Darmgesundheit bei den Futtermittelherstellern stark in den Fokus. Sportpferde werden in Amerika bereits standardmäßig mit Probiotika gefüttert. Das ist für mich beispielsweise ein spannender Trend.
Wir haben noch zwei Leserfragen für Sie mitgebracht. Die erste Frage lautet: „Sind Müslis Geldmacherei?“
Die Grundidee eines Müslis war ursprünglich, dass alle Bedürfnisse des Pferds aus einem Futtersack gedeckt werden. Leider funktioniert das Konzept nicht optimal, da Pferdefütterung eine individuelle Angelegenheit ist, die eine Fertigmischung einfach nicht bedienen kann. Das ist wie beim Kochen – Packerlsuppe oder frisch zubereitet, was ist gesünder?
Die zweite Leserfrage lautet: „Füttern Pferdebesitzer ihre Pferde krank?“
Das Hauptproblem in der Pferdefütterung ist nach wie vor das Heu und das Unverständnis über wichtige Zusammenhänge. Pferdebesitzer sind oft unwissend oder verlassen sich zu sehr auf das gestellte Heu. Die Einstellbetriebe wiederum sehen sich mit hohen Kosten und fordernden Einstellern konfrontiert. Der Kompromiss geht leider zu oft auf Kosten der Pferdegesundheit. Pferde haben heutzutage vor allem Folge-Erkrankungen von nicht-pferdegerechter Haltung, Fütterung und Bewegungsmangel. Die Verantwortung liegt hier bei allen, die sich um die Pferde kümmern und besser wäre es, dies im Dialog zu lösen, als Schuldige zu suchen sowie Aufklärung – gutes Heu herstellen kostet Arbeit und Zeit, also Geld. Pferde brauchen gutes und vor allem passendes Heu.
Gibt es eine besondere Kundengeschichte, die Sie erzählen möchten?
Eine Kundin aus dem Burgenland hat für die Familie ein Pony gekauft. Ein paar Wochen nach dem Kauf zeigte das Pony Anzeichen von Atemwegsbeschwerden. Daher fuhren sie in die Klinik und ließen es durchchecken. Dort wurde Asthma diagnostiziert. Die Familie hatte sich jedoch in das Pony verliebt und sie wollten es nicht mehr zurückgeben.
Daraufhin ist sie auf mich zugekommen und wir haben gemeinsam einen Futterplan ausgetüftelt. Sie hat alle Maßnahmen – speziell auch zum Heu – umgesetzt.
Ein dreiviertel Jahr später brachten sie das Pony erneut in die Klinik zur Nachkontrolle. Dort erhielten sie schwarz auf weiß, dass aktuell kein Asthma mehr diagnostisch nachgewiesen werden konnte und das Pony fit war. Das konnte anfangs niemand glauben, was laut Klinik „auf ein hervorragendes Management des Pferds“ zurückzuführen war. Man sieht an diesem Beispiel aber, dass mit dem richtigen Management, guten Produkten und der Aufklärung der Pferdebesitzer viel erreicht werden kann.
Was war für Sie ein Schlüsselmoment mit einem Pferd?
Ein Schlüsselmoment war ein Ereignis in diesem Jahr (2024). Ich habe Kaderreiterin Stefanie Kunz und ihr Pferd Kohekon, für dessen Fütterung ich schon lange verantwortlich bin, auf die Weltmeisterschaft im Distanzreiten begleiten dürfen. Ein Distanzpferd muss auf der WM 160 km mit mindestens 14 km/h bestreiten, was sicherlich eine der herausforderndsten Prüfungen im Pferdesport ist. Im Vorfeld stand ein weiter Transport nach Frankreich an, wo das Pferd sehr gestresst und anfällig ist. Die Schwierigkeit bestand also darin, das Pferd trotz des langen Transports fit in das anspruchsvolle Rennen zu schicken.
Zudem war die Witterung beim Start mit einem starken Gewitter nicht optimal, sodass der Untergrund morastig war. Das alles machte das Rennen noch schwieriger.
Trotz allem hat Kohekon die Ziellinie erreicht und alle tierärztlichen Kontrollen bestanden, ohne deren positives Ergebnis gar kein Finish möglich wäre. Die erfolgreiche Wertung war ein großartiges Gefühl und ich bin unheimlich stolz darauf.
Eine Letzte Frage: Wie stehen Sie zum Thema Versicherungen?
Ich bin überzeugt, dass Versicherungen für Pferde eine gute Einrichtung sind. Pferde sind große Tiere und können hohe Kosten verursachen. Falls etwas passiert, wie zum Beispiel Verletzungen oder Koliken, kann eine Versicherung Sicherheit bieten und Kosten abfedern.
Daher ist es wichtig einen guten Versicherungspartner zu haben. Ich habe selbst viele Pferde, die mit unterschiedlichen Versicherungsprodukten abgesichert sind. So kann ich einfach besser kalkulieren und Risiken für hohe finanzielle Belastungen minimieren.
Weitere Infos und alle genannten Produkte finden Sie auf der offiziellen Webseite von Calapo. Haben Sie Interesse an einer Pferdeversicherung bei der Österreichischen Hagelversicherung, dann klicken Sie hier. Melden Sie sich für unseren Newsletter an und bleiben Sie dran für viele weitere spannende Beiträge und Interviews.
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