Interview mit Monika Morales – Tiergestützte Therapie (Teil 1)
Monika Morales erzählt von ihrer Arbeit in der Tiergestützten Therapie
In unserem aktuellen Interview dürfen wir Frau Monika Morales begrüßen. Sie arbeitet mit Ihrem Pferd Ria in der tiergestützten Therapie. Im Gespräch zeigt Sie auf, wie Ria vielen Menschen mit körperlichen oder psychischen Problemen Unterstützung und Hilfe bietet.
Welchen Bezug haben Sie persönlich zu Pferden?
Seit meinem 6. Lebensjahr habe ich in den Ferien immer auf einem Bergbauernhof verbracht. Das war immer die schönste Zeit des Jahrs. Obwohl ich eigentlich ein Stadtkind war, hatte ich stets eine besondere Verbindung zu den Tieren. Mit 10 Jahren durfte ich eine Woche in Ampflwang auf Islandpferden reiten lernen und ab dem 15. Lebensjahr habe ich an den Wochenenden in der Freudenau mit den Rennpferden gearbeitet.
Wie sind Sie zur tiergestützten Therapie mit Pferden gekommen?
Pferde haben mir in meinem Leben sehr geholfen, vor allem in Zeiten, in denen es mir nicht gut ging. Sie haben mich durch viele schwierige Phasen getragen. Deshalb habe ich mir gedacht, wenn ich ein eigenes Pferd habe, möchte ich diese Möglichkeit auch anderen bieten.
Was hat Sie an der Arbeit mit Pferden im Therapiebereich besonders fasziniert?
Mich fasziniert, dass mein Pferd manchmal die tollsten Ideen hat. Oft weiß sie, was der Mensch braucht. Sei es, dass sie jemanden einfach an sich lehnen lässt und damit eine lange Blockade löst, oder sie stupst ein Kind während eines Meltdowns einfach mit der Schnauze an und zaubert ihm damit ein Lächeln ins Gesicht. Die Therapie entwickelt sich oft aus der Situation heraus.
Können Sie uns etwas über Ihr Pferd erzählen?
Seit vier Jahren habe ich meine Ria, eine 23-jährige Holsteiner Vollblutstute, die früher ein erfolgreiches Turnierpferd war. Leider hat sie sich bei einem Sprung schwer verletzt. Sie zog sich eine Sehnenverletzung zu und erlitt zusätzlich einen Augenschaden, der zu einem sehr hohen Augendruck führte. Mehrere Tierärzte rieten mir, sie einzuschläfern, aber ich habe nach einer Lösung gesucht und gemeinsam mit einer Tierkommunikatorin herausgefunden, was hinter ihren gesundheitlichen Problemen steckte.
Ihre frühere Besitzerin, die Ria sehr liebte, hat sie nach dem Sprung einfach in die Box gestellt und ein neues Pferd gekauft. Das hat Rias Lebenswillen genommen und sie landete über Umwege bei einem Stuntman, der verletzte oder ausrangierte Pferde aufnimmt. Er setzte Ria bei Filmaufnahmen ein und sie war dabei die Ruhe selbst und konnte auch mit unerfahrenen Reitern umgehen.
Schließlich habe ich über eine Facebook-Gruppe, in der Pferde vor dem Schlachter gerettet werden, von Ria erfahren. Der Stuntman hat sie mir vorbeigebracht und bereits als sie aus dem Hänger stieg wusste ich, dass ich sie nicht mehr zurückgebe.
Bei mir hat Ria dann eine völlig neue Aufgabe gefunden: die tiergestützte Therapie.
Was ist tiergestützte Therapie mit Pferden?
Mein Ziel ist es, in der tiergestützten Intervention durch die Interaktion zwischen Kind, Jugendlichem oder Erwachsenem und Tier pädagogisch, therapeutisch und sozial zu unterstützen und zu fördern.
Tiere haben eine besondere Wirkung auf uns. Sie helfen uns Stress abzubauen. Sie trösten, machen Mut, helfen Aggressionen abzubauen und vermitteln Freude am Leben. Deshalb wird Ria in jeder Einheit gepflegt, gefüttert, gestreichelt oder gekuschelt. Fein- und Grobmotorik können durch die Pflege, z.B. beim Bürsten, gefördert werden. Weitere Ziele der Einheiten sind generell die Schaffung positiver Emotionen, dazu zählen auch Geduld und Ausdauer.

Tiergestützte Therapie mit Pferden fördert das körperliche, emotionale und soziale Wohlbefinden. Die Österreichische Hagelversicherung unterstützte dieses wertvolle Engagement durch ein Sponsoring der Arbeit von Frau Morales. Foto: ninalukasphotography
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es mit einem Pferd?
Das Spektrum läuft von therapeutischem Reiten bis Energiearbeit. Aber auch das Spazieren mit dem Pferd ist schon so wertvoll. Das Pferd zeigt sein Vertrauen und reagiert auf die Körperspannung des Menschen.
Welche Aufgaben oder Rollen hat das Pferd in einer Therapiestunde?
Das Pferd übernimmt die dritte „Person“, über die gespiegelt wird. Ria ist Seelentröster, Zuhörer, Versteher, Zauberwesen, Freund, Spielkamerad, große Schulter „zum Ausheulen“, anlehnen, getragen werden, geborgen und beschützt sein. Ihre Rollen sind also äußerst vielfältig.
Welche besonderen Eigenschaften muss ein Pferd haben, damit es für die Therapie geeignet ist?
Ein Pferd muss sehr empathisch und in sich gefestigt sein. Es braucht eine gewisse Coolness und darf sich nicht leicht erschrecken. Umso ausgeglichener und glücklicher ein Pferd ist, umso lieber wird es auch in der Therapie für andere da sein.
Wie stellen Sie sicher, dass Ria während der Therapie nicht überlastet oder gestresst wird?
Ich bin mit meinem Pferd ständig in energetischer Verbindung. Dabei zeige ich ihr, was ich vorhabe und sie bestätigt und umgekehrt. Wir haben auch Signale vereinbart, z.B. wenn sie genug hat, dann bleibt sie stehen und schaut zur Tür. Besonders wichtig ist auch genügend Abwechslung. Sonntagvormittag ist die Kindergruppe beim Reiten, danach gehen wir mit einem behinderten Kind spazieren, Ria darf grasen und bekommt ein paar Karotten. Wir haben auch einen Wellnesstag mit Rotlicht, Bemer-Therapie und Heilkräutern. Sechs Tage die Woche darf sie auf die Koppel und einmal in der Woche gibt es noch einen Ausritt oder Figuren in der Halle.
Wie läuft eine Therapiestunde ab?
Je nach den Bedürfnissen meiner Kunden, gibt es unterschiedliche Abläufe für eine Therapiestunde. Prinzipiell achte ich immer darauf, dass der Beginn und das Ende der Stunde gleich sind, um eine gewisse Routine zu gewährleisten. Das ist besonders für Kinder wichtig. Bei meinem Pferdewichteln sind zwei bis fünf Kinder mit dabei und wir beginnen damit Ria zu putzen und ihr Futter herzurichten. Im Anschluss wärmen wir uns mit einigen Spielen auf und starten den Spaziergang mit Ria, damit auch sie warm wird. Danach gibt es noch auf der Koppel oder in der Halle Reitspiele am Pferd. Ein bis zwei Kinder reiten und bekommen von den anderen Kindern am Boden einen Ball zugeworfen. Das trainiert die Motorik.
Anders sieht das aus, wenn zwei körperlich behinderte Kinder zur Therapiestunde kommen. Ihnen fällt jeder Schritt schwer. Gehen sie gemeinsam mit Ria spazieren, bewegen sie sich fast schon mühelos.
So unterscheiden sich die Stunden individuell nach den einzelnen Bedürfnissen oder auch nach der Tagesform der Menschen.
Weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten zu Frau Morales finden Sie auf Ihrer Webseite. Wenn Sie mehr über die tiergestützte Therapie mit Pferden und Frau Morales Arbeit mit den verschiedensten Menschen erfahren möchten, dann lesen Sie am 30. April 2025 den zweiten Teil unseres Interviews im Blog.