16. Dezember 2024

Konzept eines Offenstalls

Ein Offenstall ermöglicht den Pferden rund um die Uhr freie Bewegung. Anders als in der Boxenhaltung, leben die Pferde permanent im Herdenverband. Die Vorteile der Offenstallhaltung sind zahlreich: viel Bewegung, frische Luft und ein hoher sozialer Faktor. Auf was Sie bei einem Offenstall achten sollten, haben wir in diesem Beitrag zusammengefasst.

Elemente des Offenstalls:

Das Konzept des Offenstalls ist so aufgebaut, dass Pferde im Herdenverband leben und sich rund um die Uhr frei bewegen können. Der Offenstall gliedert sich dabei in verschiedene Bedürfnis-Bereiche:

Die Lauffläche…

…ist idealerweise abwechslungsreich und an das Gelände angepasst. Verschiedene Untergründe fördern die Fitness sowie die Balance des Pferds und nutzen das Hufhorn gleichmäßig ab. Stark frequentierte Wege der Pferde sollten so gestaltet werden, dass diese nicht matschig (vor allem bei Regen und Schneefall) und damit rutschig werden. Hier eigenen sich vor allem Paddock-Platten oder säureresistenter Beton mit einer rauen Oberfläche. Ein befestigter Untergrund erleichtert zusätzlich das Abmisten und fördert damit die Stallhygiene. Möchte man nicht den gesamten Offenstall mit Beton oder Platten verschließen, eigenen sich z.B. Sand oder Hackschnitzel, um die Feuchtigkeit des Bodens zu verringern.

Der Liegebereich…

…kann sowohl im Freien als auch in einem Unterstand gestaltet werden. Als Einstreumaterial eignen sich alle gängigen Einstreu-Arten. Besonders wärmefördernd sind Strohmatratzen, aber auch Waldboden-Einstreu bietet zusätzliche Wärme an kalten Wintertagen. Gibt es eine Liegefläche im Freien, sollte diese windgeschützt sein. Dafür eignen sich natürliche Methoden, wie Hecken oder Bäume. Auch Sichtschutzwände können verwendet werden, wenn diese ausreichend befestigt sind. Darauf zu achten ist, dass ausreichend Liegeplätze für die entsprechende Anzahl an Pferden zur Verfügung stehen.

Der Unterstand…

…muss allen Tieren ausreichend Platz bieten. Wie auch bei den Liegebereichen sollten Unterstände an die Anzahl der Pferde angepasst sein, damit auch rangniedrige Tiere die Möglichkeit haben sich vor Witterungseinflüssen zu schützen. Im Sommer ist der Unterstand ein wichtiger Rückzugsort vor der Sonne und Insekten. Prinzipiell sollten mindestens zwei Ein- bzw. Ausgänge vorhanden sein, um Auseinandersetzungen unter den Pferden (und auch Verletzungen) zu vermeiden. Achten Sie darauf, dass sich keine „Sackgassen“ bilden, wo eine Flucht vor ranghöheren Artgenossen nicht möglich ist. Die genaue Dimensionierung des Unterstands hängt von der Anzahl und dem Stockmaß der untergestellten Pferde ab.

Der Unterstand muss ausreichend Platz für alle Pferde der Herde bieten.

Die Tränken…

…sollten je nach Tieranzahl entsprechend vorhanden sein. Idealerweise sollten diese eine freie Wasseroberfläche anbieten und groß genug sein, dass mehrere Pferde gleichzeitig daraus trinken können. Dadurch sollte auch eine ausreichend hohe Durchflussrate des Wassers gewährleistet werden, wodurch immer frisches Wasser zur Verfügung steht. Die Tränke sollte auch einfach zu reinigen sein und im Idealfall für den Winter beheizt. Mögliche Alternativen sind z.B. beheizte kleinere Tränkebecken. Auch Ballentränken (ca. 10-20 Pferde je Ballentränke) eignen sich gut, um ein Einfrieren des Wassers zu vermeiden.

Die Futterplätze:

Eine individuelle Fütterung stellt in einem Offenstall eine Herausforderung dar. Am besten besteht die Gruppe aus einem Futtertyp (leichtfuttrig oder schwerfuttrig). Sobald einzelne Pferde einem anderen Futtertyp entsprechen, kann eine angepasste Fütterung zum Problem werden.

Wichtig ist, dass ausreichend Fressplätze vorhanden sind, damit auch rangniedrige Pferde genügend Raufutter zur Verfügung haben. Achten Sie dabei darauf, dass genügend Abstand zwischen den Heuraufen gegeben ist, um Konflikte zu vermeiden.

Die Fütterung kann sich in einem Offenstall schwierig gestalten.

Heuraufen, die mit ganzen Heuballen befüllt werden können, erleichtern die Fütterung enorm. Heu-Netze sorgen für eine langsame Futteraufnahme, wodurch ein übermäßiges Schlingen verhindert wird. Eine zeitgesteuerte Raufe kann ebenfalls helfen, einerseits lange Fresspausen zu vermeiden und andererseits die Rauffuttergabe zu dosieren. Pferde, die einen höheren Raufutterbedarf haben, können mit Chip-Transponder gesteuerten Raufen zusätzlich versorgt werden. Auch in sogenannten „VIP-Bereichen“ können zusätzliche Raufutterportionen bereitgestellt werden, die exklusiv von Pferden mit höherem Futterbedarf betreten werden können.

Fressstände können als Möglichkeit der Kraftfuttergabe dienen. Eine Alternative dazu sind automatisch gesteuerte Kraftfutterstationen, die jedes Pferd über einen Transponder-Chip erkennen und dann die entsprechende Menge Kraftfutter ausgeben.

Eine weitläufige Überdachung der Futterplätze schützt die Tiere und das Futter vor der Witterung. Aufgrund der starken Nutzung und Beanspruchung des Futterplatzes sollte vor allem hier auf eine feste Bodenbeschaffenheit geachtet werden.

Mein Pferd soll in den Offenstall, auf was sollte ich achten?

  • Ist der Offenstall für die geplante Pferdeanzahl groß genug, dass Tiere voneinander weichen können?
  • Sind ausreichend Liegeflächen vorhanden?
  • Passt die Futtermenge zu meinem Pferd?
  • Sind ausreichend Tränken und Futterplätze vorhanden?
  • Ist die Bodenbeschaffenheit für mein Pferd geeignet?
  • Ist die Einstreuart für mein Pferd geeignet?
  • Kommt mein Pferd ausreichend zur Ruhe?
  • Wie ist die Herde aufgebaut (eher dynamisch oder eher ruhig) und passt das zu den Bedürfnissen meines Pferds?

Ein Offenstall bietet Pferden eine artgerechte Haltung mit vielen Vorteilen für Bewegung, soziale Interaktion und Gesundheit. Durch eine sorgfältige Planung und Umsetzung der verschiedenen Bereiche – Laufflächen, Liegebereiche, Unterstände, Tränken und Futterplätze – wird eine artgerechte Umgebung geschaffen, die den natürlichen Bedürfnissen der Tiere entspricht. Vor dem Bau sollten rechtliche Anforderungen geklärt und die individuellen Bedürfnisse der Pferde berücksichtigt werden. Zwar können die anfänglichen Baukosten hoch sein, doch die langfristige Zeitersparnis und die positiven Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Tiere machen den Offenstall zu einer lohnenden Investition.

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*Dieser Beitrag enthält ausschließlich allgemeine Informationen und bietet keine spezifische tierärztliche Beratung, weshalb er nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Behandlung von Krankheiten verwendet werden darf. Der Beitrag erhebt weder Anspruch auf Vollständigkeit noch kann die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der Information garantiert werden. Der Verfasser schließt jegliche Haftung in diesem Zusammenhang aus. Bei medizinischen Anliegen zu Ihrem Pferd und im Ernstfall sollten Pferdebesitzer stets den Rat ihres Tierarzts einholen.

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