Die Zukunft der Landwirtschaft ist digital
Hochrangige Delegation aus Versicherungs- und Landwirtschaft informiert sich über die Satellitentechnik bei der European Space Agency (ESA)
Das Bild der Agrarbranche ist oft noch romantisch. Die wenigsten denken bei Drohnen, Satelliten oder autonomem Fahren an die Landwirtschaft. Dabei ist diese schon längst digital vernetzt und gerade in den ländlichen Regionen ist es häufig die Landwirtschaft, die Treiber der Digitalisierung ist. Digitalisierung ist dabei aber kein Selbstzweck: „Mit digitalen Mitteln, wie Satellitendaten, können wir in der Landwirtschaft Ressourcen schonen, die Umwelt schützen und Kosten sparen. Der Landwirtschaft wird nämlich durch den Klimawandel und den damit einhergehenden Wetterextremen viel abverlangt. Zudem wird die Sicherstellung der Ernährungssicherheit durch den massiven Bodenverbrauch zunehmend gefährdet. So stellen wir unseren Kunden ein in Europa einzigartiges, satellitengestütztes Werkzeug für das Monitoring der Agrarflächen zur Verfügung, um die Arbeit zu erleichtern“, so Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, in seinen einleitenden Worten an die hochrangigen Vertreter aus der Versicherungswirtschaft und der Landwirtschaft bei der European Space Agency (ESA) in Frascati bei Rom.
ESA: Tiroler revolutioniert die internationale Weltraumcommunity zum Nutzen der Land- und Versicherungswirtschaft
Der gebürtige Tiroler Dr. Josef Aschbacher ist ESA-Direktor für Erdbeobachtung und somit „ranghöchster“ Erdvermesser: „Die Satellitendaten werden kostenlos von der ESA zur Verfügung gestellt. Aktuell sind insgesamt 7 Satelliten auf Beobachtungstour im Weltall unterwegs und scannen die Erde alle drei Tage. Unsere Bilder ergeben im Vergleich zum Pendant der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA aufgrund einer höheren Auflösung genauere Informationen. Wir müssen aber aktiv werden, damit der Einflussbereich Europas im Weltraum nicht zurückgeht“, sagt der Manager eines Milliardenbudgets und ergänzt: „Heute ist Europa in einigen Programmen weltweit führend. Unsere Satelliten liefern wichtige Erkenntnisse für Umwelt, Klimaschutz, nachhaltige Entwicklung, Landwirtschaft, humanitäre Hilfe und sicherheitsrelevante Themenstellungen“, zeigt sich Aschbacher vom offenen und kostenlosen Zugang zu diesen Daten überzeugt. „Neben Wissenschaft und Forschung werden viele weitere Bereiche, wie eben auch die Landwirtschaft, profitieren. Die Hagelversicherung ist in Europa ein Pionier der ersten Stunde und stellt dafür ein perfektes Tool für die Landwirtschaft zur Verfügung“, so der Chefweltvermesser in seinen Ausführungen.
ÖHV-Vorstandsvorsitzender sieht große Chancen
„Es ist faszinierend, wie die Beobachtung unseres Planeten aus dem Weltall relevante Bilder für die Wirtschaft und die Wissenschaft liefert“, zeigt sich die ÖHV-Delegation beim Blick hinter die Kulissen der ESA beindruckt. Weinberger skizziert die großen Vorteile des Satellitenservices: „Als agrarischer Spezialversicherer könnten wir heute ohne Einsatz derartiger Technologien nicht für die Landwirtschaft in Österreich und fünf osteuropäischen Märkten in dieser Qualität tätig sein. Wir könnten neben Hagel nicht auch Sturm, Überschwemmung, Dürre, Frost und andere Risiken so umfassend versichern. Ein Mengengerüst von mehr als 100.000 Feldstücken wird jährlich begutachtet und dabei innerhalb von drei Tagen nach der Erhebung ausbezahlt. Das ist nur dank modernster Technologien, wie Satellitendaten, möglich. Neben der Nutzung dieser Daten für die Schadenserhebung, insbesondere bei Dürre, stellen wir die Satellitenaufnahmen auch unseren versicherten Landwirten zur Verfügung. Alle drei Tage liefern wir dem Landwirt die von uns aufbereiteten Bilder vom All nach Hause. So kann beispielsweise die Entwicklung der landwirtschaftlichen Kulturen genau beobachtet werden, um in weiterer Folge entsprechende Optimierungsmaßnahmen punktgenau am Feld zu treffen. Mit diesem einzigartigen Service für unsere Kunden stellen wir wieder einmal unsere Technologieführerschaft in Europa unter Beweis.“
Raubbau an Mutter Erde von oben betrachtet
Global ist es die Abholzung des Regenwaldes, national die Verbauung unserer Ressource Boden. Diese Zerstörung unseres Planeten ist durch die Satellitenbilder verfolgbar. In Echtzeit kann etwa die Rodung des Regenwaldes im Amazonasgebiet beobachtet werden, auf jedem neuen Bild fehlt wieder ein Stück. Das betrübt Aschbacher: „Das ist die Lunge der Erde, und wir holzen sie ab? Da verliert man doch den Glauben an die Vernunft. Es ist ein Verbrechen, wie wir mit diesem Planeten umgehen.“ Und was mögliche Zukunftsvisionen betrifft, gibt er zu bedenken: „Zuerst gehören die irdischen Probleme gelöst, bevor wir an eine allfällige Reise zum Mars denken. Wir können nicht unseren eigenen Planeten zuerst zerstören und dann flüchten. Wir müssen daher die gewonnenen Forschungsergebnisse aus dem Weltall verarbeiten, um Mutter Erde besser zu verstehen und zu beschützen“, und appelliert unisono mit der gesamten Delegation: „Schützen wir unsere Ressourcen, schützen wir unseren Boden, insbesondere auch in Österreich, zum Wohle unserer Kinder und Kindeskinder!“