Hagelversicherung: Erstmals satellitengestützte Ertragsprognose für Weizen in Österreich

Heurige Weizenerträge sinken leicht unter den 10-Jahres-Durchschnitt.

Wien (Österreichische Hagelversicherung, am 6. Juli 2023): Die bisherige Saison 2023 war für die heimische Landwirtschaft bereits sehr herausfordernd: Einem verfrühten Vegetationsstart durch einen milden März folgte ein relativ kühler April mit schweren Frostschäden zu Beginn des Monats. Nach einer trockenen ersten Aprilhälfte führten sehr niederschlagsintensive Wochen, insbesondere im Osten und Süden Österreichs, zu Überschwemmungen. Ebenso kam es zu ersten Hagel- und Sturmschäden an landwirtschaftlichen Kulturen.  Aber auch die Trockenheit ist in den letzten Wochen regional ein Thema geworden: So gibt es insbesondere in Oberösterreich seit Mitte Mai Niederschlagsdefizite von rund 70 Prozent im Vergleich zum 10-jährigen Niederschlagsmittel. Unter diesen Umständen gestalten sich auch die Ertragsprognosen nach den etablierten Methoden sehr schwierig. Die Lösung: Das Ertragsprognoseservice YPSILON® der Firma VISTA GmbH in München kombiniert hochmoderne Copernicus-Satellitendaten der European Space Agency (ESA) mit einem Pflanzenwachstumsmodell und ermöglicht so großräumige Ertragsvorhersagen. Dabei wird der Biomasseaufwuchs kontinuierlich dokumentiert und der Einfluss von Wasser-, Kälte- oder Hitzestress auf die Ertragsbildung berechnet. Die Vorhersagen sind erstmals auf Bezirksebene möglich. „Satellitendaten sind für uns als agrarischer Spezialversicherer seit Jahren ein wichtiges Werkzeug. So nutzen wir die Copernicus-Daten der ESA schon seit mehr als fünf Jahren für die Schadenerhebung. Wir sind hier Pionier und stellen sie auch allen versicherten Landwirten kostenlos für ihr betriebliches Management und zur Übersicht des Pflanzenwachstums zur Verfügung. Das Wissen über die zu erwartenden Erntemengen ist für uns als umfassenden Ernteversicherer ebenfalls von besonderer Bedeutung. Wir versichern nicht nur Hagel, Überschwemmung, Sturm und weitere Risiken, sondern bieten neben einer Dürreertragsversicherung auch Dürreindex-Produkte an. Und gerade beim Risiko Dürre nehmen die Schäden zu. Im heurigen Jahr beträgt der Dürreschaden bei Weizen aktuell rund 20 Millionen Euro“, so der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger.

Ertragsprognose: Weizenerträge sinken leicht unter den 10-Jahres-Durchschnitt

Erstmals präsentiert die Österreichische Hagelversicherung, als der umfassendste Ernteversicherer Europas, eine satellitengestützte Ernteprognose für Weizen: „Aktuell gehen wir aufgrund der Prognosen der Fernerkundungsspezialisten von einer Weizenernte in den beispielsweise sonst ertragreichen Gebieten in Oberösterreich von rund 5.000 bis 6.000 Kilogramm pro Hektar aus. Das ist ca. 25 Prozent weniger als im 10-jährigen Durchschnitt. In Niederösterreich, im Burgenland und in der Steiermark sind durchschnittliche und regional leicht überdurchschnittliche Erträge zu erwarten. Das Wetter bis zum Erntebeginn in der kommenden Woche im Osten kann aber noch immer bedeutenden Einfluss nehmen, da Hagel oder schwere Stürme den erwarteten Ertrag zunichtemachen können. Insgesamt ist aber aktuell in Österreich mit einer leicht unterdurchschnittlichen Weizenernte 2023 zu rechnen“, so Weinberger.

Karte – Prognostizierter durchschnittlicher Weizenertrag 2023 pro Bezirk

Karte – Prognostizierter durchschnittlicher Weizenertrag 2023 pro Bezirk

Wie funktioniert die Ernteprognose – die Technik im Detail

Die Sentinel-Satelliten aus dem Copernicus-Raumfahrtprogramm umrunden die Erde in fast 800 Kilometern Höhe und liefern alle zwei bis fünf Tage neue Daten. Kombiniert werden die Satelliteninformationen mit den Vista-eigenen Berechnungsmodellen zu Strahlungstransfer und Pflanzenwachstum. Hierbei werden über 200 Parameter berücksichtigt – zum Beispiel Wetterdaten, Bodenbeschaffenheit und Topografie. Damit lassen sich Biomasseaufwuchs und Pflanzenentwicklung auf den einzelnen Feldern 10×10 Meter genau verfolgen und prognostizieren.

Über VISTA GmbH

VISTA Geowissenschaftliche Fernerkundung GmbH mit Sitz in München, gegründet 1995, arbeitet seit über 25 Jahren mit optischen und Radar-Fernerkundungsdaten. Die Philosophie des Unternehmens ist, den globalen Fußabdruck der Landwirtschaft zu reduzieren und eine nachhaltige, klimaresiliente Nahrungsmittelproduktion zu unterstützen.

Über Die Österreichische Hagelversicherung

Die Österreichische Hagelversicherung ist der Spezialversicherer in der Landwirtschaft in Österreich und mit eigenen Niederlassungen in Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien und Rumänien. Sie wurde 1947 von den österreichischen Versicherern als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit gegründet. Neben Hagel werden landwirtschaftliche Kulturen auch gegen Dürre, Überschwemmung, Frost und zehn weitere Risiken versichert. Damit bietet sie die umfassendste Produktpalette Europas an und ist zudem Österreichs größter Tierversicherer. Das Unternehmen hat durch die Verwendung von Satellitendaten (infolge der langjährigen Zusammenarbeit mit der European Space Agency ESA) die rascheste und modernste Schadenserhebung Europas. Zudem wird den versicherten Landwirtinnen und Landwirten auf Basis der ESA-Daten ein modernes und einzigartiges, satellitengestütztes Monitoring-Tool ihrer Agrarflächen zur Verfügung gestellt. Die Folgen des Klimawandels werden so kalkulierbarer und frühzeitig erkennbar. Der agrarische Spezialversicherer arbeitet seit fünfzehn Jahren weitgehend papierlos und damit klimaschonend und engagiert sich auch schon sehr lange für mehr Klimaschutz. So wurde bereits 2001 der erste österreichweite Klimaschutzpreis initiiert. Zudem wirbt das Unternehmen seit vielen Jahren für regionale, klimafreundliche Lebensmittel mit kurzen Transportwegen und versucht Bewusstsein gegen das rasante Zubetonieren Österreichs zu schaffen.

Rückfragenhinweis:

Prok. Dr. Mario Winkler, Pressesprecher Österreichische Hagelversicherung, +43 664 827 20 67, [email protected], www.hagel.at