Immer mehr Österreicher verärgert über den sorglosen Umgang mit Grund und Boden

Market-Umfrage: 4 von 5 Österreichern kritisieren die Verschandelung des Landschaftsbildes

Wien (Österreichische Hagelversicherung, 19. August 2014): Täglich werden in Österreich 22,4 Hektar wertvolle Wiesen und Äcker für Straßen, Siedlungen, Shopping-Center oder Industriehallen verbaut, das entspricht der durchschnittlichen landwirtschaftlichen Fläche eines Bauernhofes oder 31 Fußballfeldern. Diese Flächen stehen den nachfolgenden Generationen für die Produktion von heimischen, regionalen Lebensmitteln und daher als unsere Lebensgrundlage nicht mehr zur Verfügung. „Dies hat dramatische Auswirkungen auf unsere Lebensmittelautarkie, denn wir beanspruchen bereits jetzt die doppelte Agrarfläche Österreichs im Ausland, speziell in Südamerika. Diese steigende Versiegelung von Agrarflächen hat aber auch ökologische und klimatische Auswirkungen. Einerseits ist der Boden als Wasser- und CO2-Speicher entscheidend für eine funktionierende Umwelt, andererseits hat der Bodenverbrauch unmittelbaren Einfluss auf den Klimawandel. Wenn derart große Flächen des CO2-Speichers ‚Boden‘ versiegelt werden, beschleunigt dies den Klimawandel. Zudem verliert versiegelter Boden die Fähigkeit Wasser zu speichern und zurückzuhalten, was bei extremen Niederschlägen und Unwettern zunehmend zu Überschwemmungs- und Hochwasserschäden führt“, weist Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, auf die besorgniserregende Entwicklung hin. Dass der sorglose Umgang mit Agrarflächen auch die Österreicherinnen und Österreicher massiv stört, bestätigt eine vom market Institut, im Auftrag der Österreichischen Hagelversicherung, aktuell durchgeführte Umfrage. „4 von 5 Österreichern kritisieren die Verschandelung des Landschaftsbildes und verlangen in der Folge den Bodenverbrauch in der bisherigen Form zu stoppen. Notfalls auch mit gesetzlichen Maßnahmen, welche im Vergleich zum Vorjahr immer mehr Österreicher fordern“, fasst Prof. Dr. Werner Beutelmeyer, Leiter des Marktforschungsinstitutes market, die Ergebnisse zusammen.

Österreich ist „Europameister“ bei der Verbauung und Zerstörung fruchtbarer Böden

Österreich hält bei der Verbauung der fruchtbaren Böden einen Negativrekord in Europa. Daher weist die Hagelversicherung, auch mit Unterstützung prominenter Meinungsbildner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Fernsehen und Sport, schon seit einiger Zeit auf die überdurchschnittlich hohe Bodenversiegelung in unserer Heimat hin: Österreich hat 1,75 m² Supermarktfläche pro Kopf zur Verfügung, in Italien und Frankreich sind es beispielsweise nur 1 m². Während in Österreich jährlich 0,5 Prozent der Agrarflächen verbaut werden, sind es im Nachbarland Deutschland – wo es eine strukturiertere Raumordnung gibt – nur 0,25 Prozent, in Tschechien gar nur 0,17 Prozent. Auf der anderen Seite gibt es in Österreich laut Umweltbundesamt rund 13.000 Hektar Industriebrachflächen. Das entspricht der Fläche der Stadt Graz. Eine Rückführung von diesen Brachflächen würde – ebenso wie die Revitalisierung von Ortskernen anstelle von Neubauten am Stadtrand – dem Trend der Versiegelung von Neuflächen entgegenwirken.

In den letzten 60 Jahren sind bereits 350.000 Hektar Felder und Wiesen unter Asphalt und Beton verschwunden – dies entspricht der gesamten Ackerfläche Oberösterreichs. Für den Bedarf an Lebensmitteln, wie beispielsweise Gemüse, Obst, Kakao, Soja etc., wird bereits jetzt die doppelte Ackerfläche Österreichs im Ausland beansprucht. Wenn dieser Versiegelungstendenz nicht Einhalt geboten wird, so wird die Landwirtschaft langsam aber sicher gänzlich aus Österreich verschwinden. Das hat neben negativen ökonomischen und ökologischen Auswirkungen auch einen volkswirtschaftlichen Negativeffekt auf den Tourismus, denn ein so verbautes Land ist auch für den Fremdenverkehr nicht sehr attraktiv. Ebenso ist die Artenvielfalt gefährdet, da der Boden als Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere verloren geht.

Die Ergebnisse der Befragung bei 1000 Österreichern im Detail

So sieht die heimische Bevölkerung die Auswirkungen des sorglosen Umganges mit Grund und Boden:

  • 83 Prozent befürchten den Verlust von Erholungsräumen für die Menschen.
  • 82 Prozent nehmen eine Zunahme von Naturkatastrophen wie Hochwasser etc. wahr.
  • 80 Prozent kritisieren die Verschandelung des Landschaftsbildes bzw. das mögliche Aussterben von Lebewesen.
  • 70 Prozent sorgen sich um eine zunehmende Gefährdung der heimischen Lebensmittelversorgung.

„78 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der Bodenverbrauch zum Beispiel durch gesetzliche Maßnahmen gestoppt werden sollte, wobei in erster Linie die Bundes- und Landespolitik beim Schutz gegen die Bodenverbauung am stärksten in die Verantwortung genommen wird“, so Dr. Werner Beutelmeyer. Bei der Umfrage 2013 äußerten 60 Prozent der Österreicher den Wunsch nach gesetzlicher Beschränkung des Bodenverbrauchs.

„Knapp drei Viertel der Österreicher bestätigen, dass zu wenig für den Schutz der natürlichen Ressource ‚Boden‘ getan wird. Daher unterstützen wir als Naturkatastrophenversicherer alle Maßnahmen, die auf Bundes- und Länderebene gesetzt werden, um den Bodenverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren. Wenn wir jetzt nicht handeln, gibt es hochgerechnet in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr in Österreich. Es ist daher erforderlich Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Boden die Basis für unser Leben ist. Mit einer bodenschonenden Raum- und Verkehrsplanung im Heute wird das Klima von morgen gemacht und nicht die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder verbaut“, erklärt Dr. Kurt Weinberger abschließend.

Chart „Auswirkungen der zunehmenden Verbauung“

Rückfragehinweis:
Dipl.-Ing. Sabine Kamraner-Köpf, Kommunikation, T. 0664/281 83 73