Landwirtschaft größtes Klimaopfer – Klimawandel bringt immer öfter größere Schäden
Wien (Österreichische Hagelversicherung, 02. Juli 2012): Der aktuelle Sonderbericht des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change = IPCC) „Risikomanagement von Wetterextremereignissen und Katastrophen“ zeigt deutlich, dass Wetterextremereignisse wie Hitzeperioden und Starkniederschläge in Österreich zunehmen werden und Anpassungen an den Klimawandel unerlässlich sind. Das Land Steiermark und die Österreichische Hagelversicherung luden den internationalen Klimaexperten und IPCC-Autor Dr. Reinhard Mechler vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Wien-Laxenburg zu einem Pressegespräch nach Graz. Im Fokus standen die Folgen der Klimaerwärmung für die Landwirtschaft und daraus abzuleitende Anpassungsmaßnahmen.
Im Bild (von li.): Vorstandsvorsitzender Dr. Kurt Weinberger, Landesrat Johann Seitinger, Dr. Reinhard Mechler
Weltklimarat-Sonderbericht: Wetterextreme nehmen zu
Der Weltklimarat IPCC hat im März 2012 den Sonderbericht „Risikomanagement von Extremereignissen und Katastrophen zur Anpassung an den Klimawandel“ vorgelegt. Kernaussagen: Durch den vom Menschen verursachten Klimawandel haben sich Wetterextreme verschlimmert und werden in Zukunft häufiger, länger und intensiver auftreten. In Europa ist auch der Alpenraum – und damit Österreich – eine der am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffenen Regionen. Mit einer Zunahme der jährlichen Durchschnittstemperatur von 2° C weist die Region bereits eine mehr als doppelt so hohe Erwärmungsrate gegenüber dem globalen Durchschnitt auf. Zwei Drittel der Landesfläche in Österreich liegen im Alpenraum. Auch in Österreich werden Wetterextreme häufiger und intensiver auftreten und die Anzahl der Katastrophenereignisse steigen. Generell wird es im Sommer trockener und heißer, bei gleichzeitiger Zunahme von Starkniederschlägen in kürzester Zeit. Wetterextreme, zunehmende saisonale Wasserknappheit, Hochwasser- und Naturgefahren, Gletscherschmelze und der Rückgang von Dauerfrost-Böden werden in Zukunft die Alpen prägen.
Wie Dr. Reinhard Mechler, einer der Autoren des IPCC-Berichtes, erklärt, unterstreicht der Bericht nicht nur die Notwendigkeit, die globalen Treibhausgasemissionen stark zu verringern. Seine Expertenkollegen und er weisen darin auch auf die Möglichkeiten von Klimaanpassungsmaßnahmen hin, um eine massive Verschlimmerung der Wetterextreme in den nächsten Jahrzehnten zu vermeiden. Diese reichen von innovativen Versicherungslösungen über verbesserte Frühwarnsysteme für Überschwemmungen bis zur Nutzung von hitzeresistente-rem Saatgut. Reinhard Mechler appelliert zugleich, dass „international dringend weitere verbindliche Reduktionsziele beim Ausstoß von Kohlendioxid notwendig sind. Nach dem sehr enttäuschenden Weltklimagipfel in Rio de Janeiro muss rasch gehandelt werden, ansonsten ist der Klimakollaps mit seinen katastrophalen Auswirkungen auf Menschen und Umwelt nicht mehr zu verhindern.“
Landesrat Seitinger: Naturkatastrophen verursachen allein in der Steiermark 1,6 Milliarden Euro Schaden in 11 Jahren
„Der Sonderbericht des Weltklimarates zeigt deutlich die negativen Konsequenzen der Erderwärmung auf. Die Landwirtschaft ist mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel besonders betroffen. Durch die Zunahme von Wetterextremereignissen ist der Agrarsektor als Nahrungsmittellieferant das größte Klimaopfer der Volkswirtschaft“, betont Landesrat Johann Seitinger.
Hochwasser, Dürre sowie die Stürme Paula, Emma und Kyrill verursachten zwischen 2000 und 2010 katastrophale Schäden in der Steiermark. Die Schadenssumme für die Katastrophen in diesem Jahrzehnt liegt bei 704 Millionen Euro sowie 842 Millionen Euro Folgekosten für bauliche Schutzwassermaßnahmen, Straßenbau, Wiederaufforstung, Rutschhangsanierung und Wasserversorgung.
Bewertet man die 1,97 Millionen Einsatzstunden von Feuerwehr, Rotem Kreuz und Bundesheer mit 20 Euro pro Stunde, so ergibt sich eine gesamte Schadenssumme in der unfassbaren Höhe von 1,6 Milliarden Euro, die durch Naturkatastrophen in den Jahren 2000 bis 2010 verursacht wurden.
Die Steiermark wächst zu
Steigt die Temperatur nur um ein Grad Celsius an, so rückt die Waldgrenze um 180 Meter nach oben. „Die Folgen für manche steirische Erholungsgebiete sind kaum auszudenken. Die Teichalm oder die Sommeralm würden aufgrund dieser Entwicklungen zuwachsen“, zeichnet Seitinger ein Schreckensbild der möglichen Auswirkungen der Klimaveränderung.
Steirisches Wassernetzwerk
2003 erfolgte der Startschuss zum Steirischen Wassernetzwerk mit einem Investitionsvolumen von 50 Millionen Euro. Wasserleitungen von über 16.000 km transportieren seither unser Trinkwasser in die steirischen Haushalte. Das gesamte steirische Leitungsnetz für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung führt mit 40.000 km Länge gar „einmal um die Welt“. Unsere 100-jährige Vorausschau in der Wasserwirtschaft macht sich heute bereits bezahlt. Dank zukunftsorientierter Planung und durch die große steirische Kompetenz im Wassermanagement kann unsere Wasserversorgung auch in Krisenzeiten garantiert werden.
Hochwasserschutz
Auch betreffend den Hochwasserschutz nimmt unser Bundesland eine Vorreiterrolle ein: Hochwasserrückhaltebecken sind in der Steiermark bereits seit Jahrzehnten ein wesentlicher Bestandteil der Strategien für den technischen Hochwasserschutz. Diese Anlagen haben sich inzwischen als wirkungsvolle Schutzmaßnahmen bestens bewährt und sind ein gutes Beispiel für die Strategie in der Steiermark für den bestmöglichen Schutz unseres Lebens- und Wirtschaftsraumes. Im Sinne der Europäischen Hochwasserrichtlinie werden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um das Hochwasserrisiko zu minimieren. Deshalb setzen wir trotz Sparmaßnahmen die Arbeiten für den Hochwasserschutz konsequent fort. Neben den technischen Schutzmaßnahmen entwickeln wir Prognose- und Frühwarnsysteme, gezielte Alarm- und Einsatzpläne sowie Bewusstseinsbildungsmaßnahmen für die Bevölkerung betreffend Eigenvorsorge.
Die prognostizierten Starkniederschläge würden für das Wasserland Steiermark bedeuten, dass sich aufgrund der Niederschlagshäufigkeit die Produktion wesentlich verteuern würde. Versicherungen würden teurer, die für die Steiermark so charakteristische Versorgungssicherheit wäre plötzlich höchst gefährdet. Seitinger: „Wir versuchen, was geht, durch Hochwasserschutzmaßnahmen abzufedern. Das beste Beispiel für das Funktionieren dieser Hochwasserschutzmaßnahmen waren die Starkniederschläge vor zwei Wochen im Bezirk Leoben. Erst kurz davor haben wir die Geschiebesperre in Kalwang eröffnet. Diese hat –mit zahlreichen anderen Hochwasserschutzbauten in der Steiermark- die Bewährungsprüfung erfolgreich bestanden. Dennoch- die Schutzbauten nehmen zwar ein Maximum an Risiko ab, sind aber keine Vollkaskoversicherung.“
Hagelversicherung: Als Naturkatastrophenversicherer vom Klimawandel massiv betroffen – Versicherungsschutz rechtzeitig ausgeweitet
Das verstärkte Auftreten von extremen Wetterereignissen, ob Dürre, Starkregen, Sturm oder Hagel kann das gesamte Jahreseinkommen einer Bauernfamilie in kürzester Zeit vernichten und für einen landwirtschaftlichen Betrieb daher existenzgefährdend sein. Als Antwort auf das wachsende Wetterrisiko hat die Österreichische Hagelversicherung bereits vor 15 Jahren begonnen, den Versicherungsschutz konsequent auszubauen. Neben Hagel werden mittlerweile zehn weitere Risiken wie z. B. Frost, Trockenheit, Sturm und Überschwemmung in Deckung genommen. „Angesichts des Klimawandels zeigt sich, wie wichtig umfassender Versicherungsschutz in der Landwirtschaft ist. Für den Bedarf an breitem Risikoschutz haben wir rechtzeitig die Weichen gestellt. Wir versichern die umfassendste Risikopalette aller Ernteversicherer Europas. Die Österreichische Hagelversicherung wird den Bäuerinnen und Bauern auch in Zukunft trotz Klimawandel mit neuen lösungsorientierten Versicherungsprodukten zur Seite stehen“, erklärt Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung.
Die Österreichische Hagelversicherung setzt nicht nur auf den Klimawandel angepasste Versicherungsprodukte, sondern auch auf mehr Klimaschutz. So hat sie bereits 2001 den ersten österreichweiten Klimaschutzpreis initiiert und wirbt seit vielen Jahren auch für regionale klimafreundliche Lebensmittel mit kurzen Transportwegen.
Kontakt:
Mag. Sandra Höbel, Büro Landesrat Seitinger
Tel.: 0316/877-2816; 0676/86662816; E-Mail: [email protected], www.lebensressort.steiermark.at