Klimawandel bringt immer öfter größere Schäden – Landwirtschaft größtes Klimaopfer
Der Sonderbericht des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change = IPCC) „Risikomanagement von Wetterextremereignissen und Katastrophen“ zeigt deutlich, dass Wetterextremereignisse wie Hitzeperioden und Starkniederschläge in Österreich zunehmen werden und innovative Anpassun-gen an den Klimawandel unerlässlich sind. Das Land Niederösterreich und die Österreichische Hagelversicherung luden den internationalen Klimaexperten und IPCC-Autor Dr. Reinhard Mechler vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Wien-Laxenburg zu einem Pressegespräch ein. Im Fokus standen die Folgen der Klimaerwärmung für die Landwirtschaft und daraus abzuleitende Anpassungsmaßnahmen.
Weltklimarat-Sonderbericht: Wetterextreme nehmen zu
Wien (Österreichische Hagelversicherung, 06. Mai 2013): Der Weltklimarat IPCC hat 2012 den Sonderbericht „Risikomanagement von Extremereignissen und Katastrophen zur Anpassung an den Klimawandel“ vorgelegt. Kernaussagen: Durch den vom Menschen verursachten Klimawandel haben sich Wetterextreme verschlimmert und werden in Zukunft häufiger, länger und intensiver auftreten. In Europa ist auch der Alpenraum – und damit Österreich – eine der am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffenen Regionen. Mit einer Zunahme der jährlichen Durchschnittstemperatur von 2° C weist die Region bereits eine mehr als doppelt so hohe Erwärmungsrate gegenüber dem globalen Durchschnitt auf. Auch in Österreich werden Wetterextreme häufiger und intensiver auftreten und die Anzahl der Katastrophenereignisse wird steigen. Generell wird es im Sommer trockener und heißer, bei gleichzeitiger Zunahme von Starkniederschlägen in kürzester Zeit. Global und kontinental gilt daher die Landwirtschaft als größtes Klimaopfer. Wetterextreme, zunehmende saisonale Wasserknappheit, Hochwasser- und Naturgefahren, Gletscherschmelze und der Rückgang von Dauerfrost-Böden werden in Zukunft Österreich prägen.
Wie Dr. Reinhard Mechler, einer der Autoren des IPCC-Berichtes, erklärt, unterstreicht der Bericht nicht nur die Notwendigkeit, die globalen Treibhausgasemissionen stark zu verringern. Seine Expertenkollegen und er weisen darin auch auf die Möglichkeiten von Risikomanagement- und Klimaanpassungsmaßnahmen hin, um eine massive Verschlimmerung der Auswirkungen in den nächsten Jahrzehnten zu vermeiden. Diese reichen von verbesserten Frühwarnsystemen für Überschwemmungen, über die Nutzung von hitzeresistenterem Saatgut bis zu innovativen Versicherungslösungen. Verstärkt notwendig ist es jedoch, intelligente Maßnahmenbündel zu entwickeln und zu implementieren, welche gleichzeitig physisches und finanzielles Risiko verringern. Diese Maßnahmen helfen, die Auswirkungen derzeit im Griff zu halten, bei starkem Klimawandel werden aber Grenzen erreicht. „Während wir das 2-Grad-Ziel diskutieren, sind die Weichen derzeit für eine durchschnittliche globale Erwärmung um bis zu 4 Grad bis ans Ende dieses Jahrhunderts gestellt“. Es muss rasch gehandelt werden mittels strikterer international verbindlicher Reduktionsziele für den Ausstoß von Treibhausgasen, ansonsten sind weitreichende und katastrophale Auswirkungen auf Menschen und Umwelt zu befürchten.“
Landesrat Dr. Pernkopf: „In Niederösterreich nehmen wir die Wetterextreme sehr ernst. Wir warten nicht auf irgendwelche internationale Klimakonferenzen, wir setzen lieber auf ‚Taten statt Warten‘. Das Wetter wird immer unberechenbarer, daher ist es wichtig, die Bäuerinnen und Bauern bei der Versicherung für ihre Landwirtschaft zu unterstützen. Für das Jahr 2013 unterstützen wir die Hagel-, Frost- und Rinderversicherungsprämie der NÖ Bauern mit mehr als fünf Millionen Euro. Damit trägt das Land NÖ gemeinsam mit dem Bund die Hälfte der Prämienkosten für die Bäuerinnen und Bauern, um eine leistbare Versicherung für den Schadensausfall anzubieten“, so Agrar- und Umweltlandesrat Dr. Stephan Pernkopf.
Um aktiv gegen den Klimawandel anzukämpfen, setzt Niederösterreich zahlreiche weitere Maßnahmen um. „Niederösterreich kann im Klimaprogramm 2009 – 2012 sehr gute Erfolge vorweisen: 262 von 269 Maßnahmen wurden bereits umgesetzt. Zahlreiche Maßnahmen haben zu Tage gebracht, dass wir die Treibhausgase in den letzten 23 Jahren bei den Privathaushalten um 15 % reduzieren konnten. Wir haben die Kyoto-Ziele also übererfüllt“, so Pernkopf.
Weiters werden 20 % aller Neubauten in NÖ im Passivhausstandard gebaut. Ebenso gibt es in NÖ das erste regionale Radverleihsystem mit 280 Stationen und 1.200 Leihrädern in 120 Gemeinden mit 15.000 Nutzern landesweit. 2011 wurde im Landtag der „Energiefahrplan 2030“ beschlossen, 2012 dann das Energie-Effizienz-Gesetz.
Im Herbst 2013 soll das Klima- und Energieprogramm 2020 im Landtag be-schlossen werden. Darin werden mehr als 200 weitere Maßnahmen für den Kampf gegen den Klimawandel enthalten sein.
Hagelversicherung: Landwirtschaft mit Werkstatt unter freiem Himmel vom Klimawandel massiv betroffen
Das verstärkte Auftreten von extremen Wetterereignissen, wie Dürre, Sturm, Starkregen, Hagel oder Frost kann das gesamte Jahreseinkommen einer Bauernfamilie in kürzester Zeit vernichten und für einen landwirtschaftlichen Betrieb daher existenzgefährdend sein. Als Antwort auf das wachsende Wetterrisiko hat die Österreichische Hagelversicherung bereits vor 15 Jahren begonnen, den Versicherungsschutz konsequent auszubauen. Neben Hagel werden mittlerweile zehn weitere Risiken wie z. B. Frost, Dürre, Sturm und Überschwemmung in Deckung genommen. „Angesichts des Klimawandels zeigt sich, wie wichtig umfassender Versicherungsschutz in der Landwirtschaft ist, denn 80 % des Ertrages sind vom Wetter abhängig. International zeigt sich dabei, dass nur umfassende Private Public Partnership-Versicherungsmodelle die wirksame Antwort auf die Auswirkungen des Klimawandels sind. Als Naturkatastrophenversicherer bieten wir in Österreich mittlerweile die umfassendste Risikopalette aller Ernteversicherer Europas an. Die Österreichische Hagelversicherung wird den Bäuerinnen und Bauern auch in Zukunft trotz Klimawandel mit neuen lösungsorientierten Versicherungsprodukten zur Seite stehen“, erklärt Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung.
Dass umfassender Versicherungsschutz enorm wichtig ist, zeigt das Jahr 2012 als das Jahr der Wetterextremereignisse. Auf Grund von Hagel, Frost, Überschwemmung und Dürre sind 30.558 Schadensmeldungen eingegangen – so viele wie noch nie in der 65-jährigen Unternehmensgeschichte. Im Vergleich zum Jahr 2011 bedeutet dies eine Zunahme auf mehr als das Doppelte. Insgesamt waren über 320.000 Hektar Agrarflächen durch Wetterextreme betroffen. Der Gesamtschaden für die Landwirtschaft lag bei mehr als 125 Millionen Euro.
Vergleichsweise früh startete vergangenes Wochenende die Hagelsaison 2013 in der Landwirtschaft, wenn man bedenkt, dass in den letzten Jahren die ersten schweren Hagelunwetter nie vor Ende Mai eingetreten sind. Die bisherige Schadensbilanz: 1.500 Hektar beschädigte Agrarfläche mit einem Gesamtschaden von über 700.000,– Euro in Niederösterreich, Burgenland und in der Steiermark.
Die Österreichische Hagelversicherung setzt nicht nur auf an den Klimawandel angepasste Versicherungsprodukte, sondern auch auf mehr Klimaschutz. So hat sie bereits 2001 den ersten österreichweiten Klimaschutzpreis initiiert und wirbt seit vielen Jahren auch für regionale klimafreundliche Lebensmittel mit kurzen Transportwegen. Das Engagement für mehr Klimaschutz widerspiegelt sich auch im eigenen Bürogebäude der Hagelversicherung, als erstes CO2-neutrales Unternehmen in Wien, wo ausschließlich erneuerbare Energie (Pellets, Photovoltaik, Solarenergie und Ökostrom) verwendet wird. Zudem erfolgt die jährliche Antragsaufnahme bei den Landwirten zu 98 % elektronisch, wodurch seit 1996 mehr als 12 Mio. Autokilometer, also 303 Erdumrundungen, eingespart werden konnten.
Präsentation Dr. Reinhard Mechler – Klimawandel und Extremereignisse
Rückfragehinweis:
Mag. Markus Habermann, Büro Landesrat Dr. Pernkopf
Tel.: 02742/9005 – 15473; 0676/812 154 73
E-Mail: [email protected], www.noe.gv.at