Klimawandel erhöht Risiko für Wetterextreme und Katastrophen
Auf Auswirkungen des Klimawandels muss sich Österreich schon jetzt vorbereiten
Wien (Österreichische Hagelversicherung, 08. Mai 2012): Der Klimawandel wird auch in Österreich mehr Wetterextremereignisse bringen und das Risiko von Naturgefahren erhöhen. Zu erwarten sind steigende volkswirtschaftliche Folgekosten und Auswirkungen auf Landwirtschaft, Tourismus, Artenvielfalt und Infrastrukturen. „Politik, Verwaltung und Wirtschaft müssen die Auswirkungen des Klimawandels schon jetzt in allen Planungs- und Entscheidungsprozessen berücksichtigen. Je weniger wir vorbeugen, umso teurer kommt uns der Klimawandel auch wirtschaftlich“, erklärte Umweltminister Nikolaus Berlakovich bei einer Konferenz in Wien anlässlich der Vorstellung des Sonderberichts des Weltklimarats zu Klimawandel und Extremereignissen.
„Damit die Anpassung an geänderte Bedingungen gelingen kann, brauchen wir die Zusammenarbeit und den Dialog von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung“ erläuterte Georg Rebernig, Geschäftsführer des Umweltbundesamtes. „Tragfähige nachhaltige Lösungen müssen die speziellen Bedürfnisse der einzelnen Regionen im Fokus haben.“
Sonderbericht des Weltklimarats
Der Weltklimarat IPCC hat im März 2012 den Sonderbericht „Risikomanagement von Extremereignissen und Katastrophen zur Anpassung an den Klimawandel (SREX)“ vorgelegt. Die wesentlichen Aussagen: Durch den vom Menschen verursachten Klimawandel haben sich Wetterextreme verschlimmert und werden in Zukunft häufiger, länger und intensiver auftreten. Mit vermehrten Schäden ist in jenen Regionen zu rechnen, deren Empfindlichkeit besonders hoch ist, wobei hier Entwicklungsländer besonders betroffen sind, die heute schon über 95% der Todesopfer von Naturkatastrophen verzeichnen.
Der Alpenraum – und damit Österreich – ist eine der am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffenen Regionen in Europa. Mit einer Zunahme der jährlichen Durchschnittstemperatur von 2° C weist die Region bereits eine mehr als doppelt so hohe Erwärmungsrate gegenüber dem globalen Durchschnitt auf. Zwei Drittel der Landesfläche in Österreich liegen im Alpenraum. Auch in Österreich werden Wetterextreme häufiger und intensiver auftreten und die Anzahl der Katastrophenereignisse steigen. Generell wird es im Sommer trockener und heißer, und im Winter feuchter. Wetterextreme, zunehmende saisonale Wasserknappheit, Hochwasser- und Naturgefahren, Gletscherschmelze und der Rückgang von Dauerfrost-Böden werden in Zukunft die Alpen prägen.
Wie Reinhard Mechler, einer der Autoren des IPCC-Berichtes, erklärt, unterstreicht der Bericht nicht nur die Notwendigkeit, die globalen Treibhausgasemissionen stark zu verringern, um eine massive Verschlimmerung der Wetterextreme in den nächsten Jahrzehnten zu vermeiden, sondern weist auch auf die Möglichkeiten von Klimaanpassungsmassnahmen hin. Diese reichen von verbesserten Frühwarnsystemen für Überschwemmungen über hitzeresistentes Saatgut, über innovative Versicherungslösungen bis zur umfassenden Risikokommunikation. Reinhard Mechler betont zugleich, dass „jedoch schon heute die Grenzen der Anpassungsfähigkeit in besonders vulnerablen Regionen, wie in einigen afrikanischen Ländern, überschritten sind, und hier auch weiterhin die Entwicklungszusammenarbeit besonders gefordert ist“.
Landwirtschaft größtes Klimaopfer – Erderwärmung bringt immer öfter größere Schäden
„Durch die Erderwärmung werden Extremereignisse wie lang andauernde Hitzetage oder Starkniederschläge auch in Österreich weiter zunehmen. Das zeigt der Sonderbericht des Weltklimarates deutlich auf. Die Landwirtschaft mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel ist dabei besonders verletzbar. Deren Erträge sind zu 80 % vom Wetter abhängig. Dürre- und Überschwemmungsschäden treten immer öfter, intensiver und großflächiger auf. Durch die Zunahme von Wetterextremereignissen ist der Agrarsektor als Nahrungsmittellieferant das größte Klimaopfer der Volkswirtschaft. Durch die Klimaänderung wird die Sicherheit der nationalen Lebensmittelversorgung zu einem wachsenden Risiko“, betont Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung.
Angesichts des Klimawandels zeige sich, wie wichtig umfassender Versicherungsschutz in der Landwirtschaft ist. Für den Bedarf an breitem Risikoschutz habe die Österreichische Hagelversicherung rechtzeitig die Weichen gestellt. Neben Hagel werden mittlerweile neun weitere Risiken wie Dürre, Überschwemmung oder Sturm in Deckung genommen. „Wir versichern damit die umfassendste Risikopalette aller Ernteversicherer Europas. Die Österreichische Hagelversicherung wird den Bäuerinnen und Bauern auch in Zukunft trotz Klimawandel mit neuen lösungsorientierten Versicherungsprodukten zur Seite stehen“, kündigte Weinberger an. „Aus den aktuellen Analysen des Weltklimarates lässt sich deutlich ableiten, dass durch den Klimawandel Anpassungen in der landwirtschaftlichen Produktion, wassersparende Bodenbearbeitungstechniken oder die Wahl von dürreresistenteren Pflanzen, notwendig sind. Ebenso klar wird durch den Bericht, dass wir insgesamt mehr Klimaschutz brauchen“, appelliert Weinberger. Die Österreichische Hagelversicherung setzt nicht nur auf Klimawandel angepasste Versicherungsprodukte, sondern auch auf mehr Klimaschutz. So hat sie in Österreich den Klimaschutzpreis geschaffen und wirbt auch für regionale klimafreundliche Lebensmittel mit kurzen Transportwegen.
Nationale Anpassungsstrategie beleuchtet mögliche Auswirkungen auf Österreich
Um mögliche Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch, Natur und Wirtschaft in Österreich zu skizzieren, wird derzeit eine Nationale Anpassungsstrategie erstellt. Sie beleuchtet 14 Themenfelder samt Handlungs- und Maßnahmenempfehlungen. An der Strategie arbeiten rund 100 Institutionen mit. „Wir müssen den Klimaschutz weiter verstärken, uns aber gleichzeitig für unausweichliche Auswirkungen des Klimawandels auf Natur und Mensch wappnen“, erklärte Berlakovich.
Verwundbarkeit reduzieren
Eine unumgängliche Voraussetzung gegenüber den Folgen des Klimawandels sind widerstandsfähigere Ökosysteme. „Die gezielte Steuerung des Flächenangebots für Siedlungs-, Gewerbe- und Infrastrukturzwecke ist eine der effektivsten und effizientesten Strategien im Umgang mit Naturgefahren, ebenso das Freihalten von Abflussräumen bei Hochwasser. Die daraus resultierenden Herausforderungen für Siedlung, Infrastruktur und Landwirtschaft können nur unter Einbeziehung von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung bewältigt werden“, erläutert Georg Rebernig.
Weitere Informationen:
Mag. Doris Ostermann, Leitung Öffentlichkeitsarbeit Lebensministerium
Tel.: +43-1-71100-6918, E-Mail: [email protected]
Mag. Sabine Enzinger, Pressestelle Umweltbundesamt
Tel.: +43-1-31304-5488; E-Mail: [email protected]