Österreich verliert an Boden – Täglich wird in Österreich ein Bauernhof verbaut

5. Dezember: Internationaler Tag des Bodens

Wien (Österreichische Hagelversicherung, 4. Dezember 2014): Der diesjährige Weltbodentag am 5. Dezember ist der Auftakt für das internationale „Jahr des Bodens 2015“, das von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ausgerufen wurde. Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung und Initiator vieler Bodenschutzmaßnahmen, weist auf die bedenkliche Entwicklung der Verbauung der fruchtbaren Böden in Österreich hin: „Jährlich werden hierzulande 0,5% der Agrarflächen verbaut. Wir alle gehen mit der Lebensgrundlage Boden viel zu sorglos um. Wenn wir so weitermachen, haben wir in 200 Jahren keine Felder und Wiesen mehr, auf denen wir unsere heimischen Nahrungsmittel erzeugen können.

2014 wurde schon wieder die fruchtbare Fläche von 339 Bauernhöfen durch Verbauung zerstört

Täglich wird in Österreich ein Bauernhof durch Verbauung für Straßen, Siedlungen, Shopping Center oder Industriehallen zerstört. Das entspricht umgerechnet Tag für Tag 31 Fußballplätzen. Diese Flächen stehen den nachfolgenden Generationen für die Produktion von Lebensmitteln nicht mehr zur Verfügung. „Seit dem ersten Jänner bis zum Weltbodentag am 5. Dezember wurden in Österreich bereits wieder 339 Bauernhöfe verbaut. Das sind umgerechnet mehr als 10.000 Fußballplätze“, nennt Weinberger drastische Zahlen. Auf www.hagel.at zeigt ein Counter im Sekundentakt die verbaute landwirtschaftliche Fläche in Österreich an.

Österreich ist „Europameister“ bei der Verbauung und Zerstörung fruchtbarer Böden

Österreich hält bei der Verbauung der fruchtbaren Böden einen Negativrekord in Europa. Daher weist die Hagelversicherung, auch mit Unterstützung prominenter Meinungsbildner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Fernsehen und Sport, schon seit einiger Zeit auf die überdurchschnittlich hohe Bodenversiegelung in unserer Heimat hin: Österreich hat 1,80 m² Supermarktfläche pro Kopf zur Verfügung, in Italien sind es beispielsweise nur 1 m² und in Frankreich 1,23 m². Während in Österreich jährlich 0,5 Prozent der Agrarflächen verbaut werden, sind es im Nachbarland Deutschland – wo es eine strukturiertere Raumordnung gibt – nur 0,25 Prozent, in Tschechien gar nur 0,17 Prozent. Auf der anderen Seite gibt es in Österreich laut Umweltbundesamt 130.000.000 m² Industriebrachflächen, das entspricht der Fläche der Stadt Graz. Eine Rückführung dieser Brachflächen würde – ebenso wie die Revitalisierung von Ortskernen anstelle von Neubauten am Stadtrand – die Verbauung verlangsamen.

Verbauung: Weitreichende negative Folgen für die Volkswirtschaft

Heimische Lebensmittelversorgung

Durch die Versiegelung landwirtschaftlicher Nutzflächen wird die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln nachhaltig gefährdet. Im Jahr 2050 wird Österreich um 15 % mehr Einwohner als jetzt haben, nämlich 9,5 Millionen. Gleichzeitig wird aber bei fortschreitender Verbauung das fruchtbare Agrarland in diesem Zeitraum um 20 % weniger. Das bedeutet, dass 2050 nur mehr 1.000 m² Agrarfläche pro Kopf zur Verfügung steht, obwohl jeder Europäer 3.000 m² für Nahrungsmittel etc. bräuchte. Damit wird die Importabhängigkeit Österreichs noch größer.

Unwetterschäden nehmen zu

Der Boden als Wasser- und CO2-Speicher ist entscheidend für eine funktionierende Umwelt. Fällt der Boden durch die fortschreitende Versiegelung als Wasserspeicher weg, kann das Wasser bei Starkniederschlägen nicht mehr versickern, Schäden durch Hochwasser häufen sich. Der Bodenverbrauch hat auch unmittelbaren Einfluss auf den Klimawandel. Wenn derart große Flächen des CO2-Speichers „Boden“ versiegelt werden, beschleunigt dies die Erderwärmung und damit die Zunahme von Wetterextremereignissen wie beispielsweise Dürreperioden. Ebenso ist die Artenvielfalt gefährdet, da der Boden als Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere verloren geht.

Tourismus

Die Versiegelung hat auch unmittelbare Auswirkungen auf den Tourismus, denn ein so zersiedeltes Land ist für den Fremdenverkehr nicht mehr attraktiv. Die Verschandelung des Landes durch Verbauung bestätigen laut einer Market-Umfrage 2014 immerhin 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher.

Arbeitsplätze

Wenn täglich ein Bauernhof durch Verbauung zerstört wird, verliert die Landwirtschaft auch täglich Arbeitsplätze. Damit sind langfristig auch 500.000 Arbeitsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Agrarsektors gefährdet.

Nicht die Zukunft der Kinder verbauen

Die Österreichische Hagelversicherung wird als Naturkatastrophenversicherer weiterhin die Öffentlichkeit über diese Fehlentwicklung informieren, um den Bodenverbrauch und seine negativen Folgen zu reduzieren. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, gibt es hochgerechnet in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr in Österreich. Es ist daher erforderlich, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Boden die Basis für das Leben ist. „Damit geht es bei der Bodenverbauung um die Zukunft der Versorgung Österreichs mit regionalen Lebensmitteln, um die Zukunft der nachfolgenden Generationen und damit um die Zukunft Österreichs. Denn die Landwirtschaft ist der wichtigste Sektor der Volkswirtschaft. Sie produziert das, was wir täglich brauchen, nämlich Lebensmittel, und gestaltet unsere Landschaft“, so Weinberger abschließend.

Hintergrundinfo:

Der Weltbodentag (engl. World Soil Day) ist ein internationaler Aktionstag am 5. Dezember. Dieser Tag wurde von der Internationalen Bodenkundlichen Union (IUSS) im Rahmen ihres 17. Weltkongresses im August 2002 in Bangkok ernannt. Mit ihm soll jährlich ein Zeichen für die Bedeutung der natürlichen Ressource Boden gesetzt werden. 2015 wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum „Internationalen Jahr des Bodens“ erklärt. Ziel ist, Bewusstsein zu schaffen, dass Böden die Grundlage für unsere Ernährungssicherung und das Funktionieren der Ökosysteme auf der Erde sind.