Welternährungstag – zunehmender Bodenverbrauch gefährdet nachhaltige Lebensmittelversorgung auch in Österreich

Market-Institut: 3 von 5 Österreichern verlangen – Stopp dem Bodenverbrauch

Wien (Österreichische Hagelversicherung, 15. Oktober 2013): Täglich werden in Österreich 22,4 Hektar Land, das entspricht der durchschnittlichen landwirtschaftlichen Fläche eines Bauernhofes, für Straßen, Siedlungen, Shopping Center oder Industriehallen verbaut. Diese Flächen stehen den nachfolgenden Generationen für die Produktion von Lebensmitteln nicht mehr zur Verfügung. „Gerade am morgigen Welternährungstag gilt es darauf aufmerksam zu machen, dass diese nicht nachhaltige Entwicklung auch unsere künftige Nahrungsmittelversorgung gefährdet. Wenn man bedenkt, dass im Jahr 2005 die tägliche Verbauung noch bei 14,9 Hektar lag und mittlerweile auf 22,4 Hektar angestiegen ist, bedeutet das eine dramatische Zunahme um 50 Prozent. Anders ausgedrückt geht durch die tägliche Versiegelung die Getreideanbaufläche in der Größenordnung des täglichen Brotbedarfes für Wien, nämlich 120 Tonnen, verloren“, weist Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, auf die besorgniserregende Entwicklung hin. Dass das auch den Österreicherinnen und Österreichern eindeutig zu viel ist, bestätigt eine vom market Institut, im Auftrag der Österreichischen Hagelversicherung, durchgeführte Studie. „3 von 5 Österreichern verlangen, diesen Bodenverbrauch zu stoppen, notfalls auch mit gesetzlichen Maßnahmen“, fasst Dr. Werner Beutelmeyer, Leiter des Marktforschungsinstitutes market, die Ergebnisse zusammen.

Österreich verbaut um rund 50 % mehr landwirtschaftliche Fläche als Deutschland

Die Österreichische Hagelversicherung weist schon seit Jahren auf die überdurchschnittlich hohe Bodenversiegelung in Österreich hin: Während wir in Österreich pro Jahr rund 0,29 Prozent unserer landwirtschaftlichen Nutzfläche – meist fruchtbarste Böden in Gunstlagen – irreversibel verbauen, geht Deutschland wesentlich schonender mit der Ressource Boden um. Nur rund 0,20 Prozent der Ackerfläche Deutschlands werden jährlich versiegelt.
Diese Versiegelung von Agrarflächen hat negative wirtschaftliche, ökologische und klimatische Folgen. Wirtschaftliche Folgen, weil durch die Versiegelung landwirtschaftlicher Nutzflächen die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln nachhaltig gefährdet wird. Ökologische Folgen, weil der Boden als Wasser- und CO2-Speicher entscheidend für eine funktionierende Umwelt ist. Klimatische Folgen, weil der Bodenverbrauch unmittelbaren Einfluss auf den Klimawandel hat. Wenn derart große Flächen des CO2-Speichers ‚Boden‘ versiegelt werden, beschleunigt dies den Klimawandel. Beispielsweise sind in den letzten 60 Jahren 300.000 Hektar Felder und Wiesen unter Asphalt und Beton verschwunden – dies entspricht der gesamten Ackerfläche Oberösterreichs.

6 von 10 Österreichern sagen: „Das Landschaftsbild hat sich verschlechtert“

Dort, wo der Boden versiegelt ist, kann er nicht mehr als CO2-Speicher fungieren und er verliert die Fähigkeit, Wasser zu speichern und zurückzuhalten, was bei extremen Niederschlägen und Unwettern rasch zu Überschwemmungen und Hochwasser führen kann. Aber nicht nur negative ökologische Folgen sind mit der extremen Verbauung verbunden, auch das Landschaftsbild leidet, was die Umfrage ebenfalls bestätigt: So empfinden 61 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, dass sich das Landschaftsbild in Österreich verschlechtert hat.

„Als Naturkatastrophenversicherer unterstützen wir daher alle Maßnahmen, die auf Bundes- und Länderebene gesetzt werden, um den Bodenverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren, weil der Boden ein bedeutender Klimaschutzfaktor ist. Wenn wir jetzt nicht handeln, gibt es hochgerechnet in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr in Österreich. Es ist daher erforderlich Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Boden die Basis für das Leben ist. Mit einer bodenschonenden Raum- und Verkehrsplanung im Heute wird das Klima von morgen gemacht und nicht die Zukunft der Kinder verbaut“, erklärt Dr. Kurt Weinberger abschließend.


Chart: Dramatischer Anstieg des Verbrauchs landwirtschaftlich genutzter Fläche (Quelle: Umweltbundesamt)