Hagelversicherungs-Webinar: Wie beeinflusst die Digitalisierung die Pflanzenproduktion?
Beim achten Hagel-Webinar ging es um den digitalen Bauernhof in der Praxis und wie Satellitendaten auf den Boden gebracht werden.
Wien (Österreichische Hagelversicherung, 16. März 2023): „Die Digitalisierung verändert unsere Welt in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. So sind Computerchips leistungsfähiger als das menschliche Gehirn. Daher müssen wir uns alle mit der Digitalisierung und den neuesten Entwicklungen noch intensiver beschäftigen. Die Zielsetzungen sind dabei vielfältig: das Management zu optimieren, ressourcenschonend zu agieren, die heimische Lebensmittelversorgung zu sichern und letztendlich die Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Unternehmen zu stärken. Das Webinar der Österreichischen Hagelversicherung zur Digitalisierung mit Top-Referenten in der Pflanzenproduktion soll dazu einen Beitrag leisten“, so der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger, in seinen einleitenden Worten zur achten Ausgabe des Hagel-Webinars, diesmal zum Thema „Wie beeinflusst die Digitalisierung die Pflanzenproduktion?“. Bereits heute ist die Digitalisierung aus dem Alltag der Bäuerinnen und Bauern nicht mehr wegzudenken. Digitale Anwendungen helfen beim Pflanzenschutz und der Wettervorhersage. Für die Präzisionslandwirtschaft sind Maschinen mit intelligenten Technologien bestückt und kommunizieren untereinander. So fahren Roboter auf dem Feld und übernehmen Arbeitsgänge im Pflanzenbau. Satelliten liefern Informationen zur optimierten Düngung eines Schlages. Doch in welchen Bereichen wird Digitalisierung noch eingesetzt? In welche Richtung werden sich Technologien in Zukunft entwickeln und wie werden sie in der Praxis angewendet? Diese und weitere Fragen wurden von den Top-Experten beantwortet: Mag. Martin Mössler Msc, General Manager ESA BIC and BA Ambassador Austria, Ing. Stefan Polly, Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Klaus Steinmayr, CNH Industrial Österreich GmbH, Dipl.-Ing. Maximilian Hardegg, Gut Hardegg, Fabian Butzenlechner, Innovation Farm/Josephinum Research und Mag. Marlene Tasser, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.
Mössler: Startups am Weg nach oben – Wie wird man Teil der ESA-Community
Seit der Gründung im Jahr 2016 konnte das ESA Business Incubation Centre (BIC) Austria bemerkenswerte Erfolge in der Unterstützung von Space Tech Start-ups verzeichnen und Unternehmer dazu motivieren, ihr Unternehmen in Österreich auf- und auszubauen, und so eine einzigartige Landschaft für Space Tech Start-ups und Unternehmen geschaffen werden. Darüber hinaus hat ESA BIC Austria wesentlich dazu beigetragen aufzuzeigen, dass Österreich einen idealen Standort für unternehmerische Vorhaben bietet. Zu den Erfolgen zählen insbesondere die bisher 60 inkubierten Start-ups, viele davon im Bereich der Erdbeobachtung (EO). Es wird prognostiziert, dass Versicherungen einer der am schnellsten wachsenden Anwendungsfälle für EO sein werden.
Polly: Digitalisierung und Robotik in der Landwirtschaft – Stand und Perspektiven
In einer sich rasch entwickelnden Welt ist es für Landwirte wichtiger denn je, Nahrungsmittel effizient zu produzieren. Durch die Digitalisierung des landwirtschaftlichen Prozesses können Landwirte mit den neuesten Informationen und Technologien in Verbindung treten, die ihnen helfen, die Effizienz zu steigern und die Produktion zu optimieren. Digitale Hilfsmittel eröffnen zahlreiche attraktive Perspektiven für die Bewirtschaftung. Mit GPS-fähigen Geräten lassen sich Überlappungen minimieren und Aufgaben wie das Behandeln von Pflanzen automatisieren. Die Robotik in der Landwirtschaft ist ein spannendes, neues Feld mit großem Potential. Sie kann für Aufgaben wie die Überwachung von Pflanzen, die Aussaat, die Pflege und sogar die Ernte eingesetzt werden.
Steinmayr: Integrierte Präzision und Automatisierung – Bereit für die Zukunft
Zwischen der „früheren“ und der heutigen Landwirtschaft gibt es doch sehr essenzielle Veränderungen, besonders wenn man die Aspekte Genauigkeit, Schlagkräftigkeit, Effizienz und Einsparungspotential sieht. Vom Pferd bis hin zum selbstfahrenden, bald vollautonomen Traktor haben die letzten zwei Generationen alles miterlebt. Heute läuft alles beim Traktor Display zusammen. Alle möglichen Einstellungen werden hier übernommen. Automatisches Fahren und Drehen am Ende der Spur, Teilbreitensteuerung sowie flächenspezifische Anwendungen, Überwachung über Telemetriedaten und das Einsetzen von intelligenten Sensoren gehören hier definitiv mit dazu.
Hardegg: Wie funktioniert die Digitalisierung in der Praxis?
Das Betriebsmotto von Gut Hardegg lautet „gelebte Artenvielfalt“, neben dem Tierwohl stehen die Erzeugung hochwertiger Nahrungsmittel und die Förderung von Natur und Biodiversität im Vordergrund.
Im Bereich der Agrarverwaltung hat die Digitalisierung einen sehr hohen Stand erreicht hat, während in der betrieblichen Nutzung (Stichwort: Flächenspezifischer Pflanzenbau, Applikationskarten) noch einiges Potential offen ist. Hardegg ortet hier eine Imbalance mit dem Hang zur Überregulierung durch die Agrarbürokratie bei gleichzeitigem Verlust des eigentlichen Zieles, nämlich der Schaffung einer naturverträglichen, umweltfreundlichen Landwirtschaft. Auch die Vermittlung an die Gesellschaft steht für Hardegg im Vordergrund, der Nutzen der Digitalisierung muss also sichtbar werden. Die Weiterentwicklung sollte darin bestehen, dass ein Abbau der Regulierung stattfindet, die Landwirtschaft also weniger überwacht wird und mehr in betrieblicher Eigenverantwortung durchführt. Gleichzeitig wird die Digitalisierung in den Dienst der Schaffung von Mehrwerten für die Natur gestellt.
Butzenlechner: Wie können digitale Technologien die aktuellen Herausforderungen in der Pflanzenproduktion lösen?
Klimawandel, gesellschaftliche Ansprüche und eine Ressourcenkrise sind nur einige Herausforderungen, welche die Landwirtschaft mehr als nur beschäftigen. Im Projekt Innovation Farm forschen Josephinum Research, Raumberg-Gumpenstein Research and Development und die Bildungswerkstatt Mold zu diesen Problematiken und wie Digitalisierung hier einen wesentlichen Beitrag leisten kann. Satellitendaten und künstliche Intelligenz helfen uns, Dünger zielgerichteter einzusetzen, Pflanzenschutzmittel einzusparen und Wasserreserven unter trockenen Bedingungen besser zu nutzen. Dabei spielen auch die Kohlenstoffdynamiken im Boden eine essentielle Rolle, vor allem wenn es um einen besseren Einsatz von Mineraldüngern und die effiziente Kompensation von Kohlendioxid geht.
Tasser: Mit smarten Lösungen immer einen Schritt voraus
Digitalisierung ist einer der Megatrends in der Landwirtschaft. Die digitale Transformation und der digitale Wandel schreiten unaufhaltsam voran und bringen für die Landwirtschaft Herausforderungen, aber insbesondere auch große Chancen und Nutzen. Gesellschaftliche Erwartungshaltungen, nachhaltige Produktionsprozesse und Ressourceneffizienz lassen sich mit Hilfe digitaler, smarter Lösungen umsetzen und schaffen Optimierungsmöglichkeiten für landwirtschaftliche Betriebe. Die Aufgabe der Verwaltung dabei ist, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen und die Landwirtschaft bestmöglich zu unterstützen. Dazu zählen beispielsweise der Aufbau der Netzinfrastruktur, die Forcierung digitaler Kompetenzen und spezifische Fördermaßnahmen, um eine digitale Teilnahme aller sicherzustellen. In einem Satz: Mit smarten Lösungen den Herausforderungen der Zukunft begegnen!
Weinberger: Europaweit Pionier in der Nutzung von Satellitendaten
Digitalisierung nimmt beim agrarischer Spezialversicherer schon seit fast zwei Jahrzehnten eine bedeutende Rolle ein, ob bei der Aufbereitung von Wetterdaten für die versicherten Landwirtinnen und Landwirte oder auch der Nutzung von GIS-Karten und Satellitendaten für die Schadenserhebung. „Hätten wir unsere Schadenserhebung nicht zur Gänze digitalisiert, könnten wir nicht durchschnittlich rund 100.000 Feldstücke pro Jahr erheben und innerhalb von 2 Tagen auszahlen“, so Weinberger. Modernste Weltraumtechnik spielt seit 2018 eine wichtige Rolle: Satelliten der European Space Agency (ESA) scannen die Erdoberfläche, die Daten werden von der Österreichischen Hagelversicherung verarbeitet. Den versicherten Landwirtinnen und Landwirten steht ein kostenloses Online-Tool für die eigenen Feldstücke zur Verfügung. So kann der zeitliche Verlauf der Pflanzenentwicklung verfolgt werden. Bei Abweichungen können punktgenau pflanzenbauliche Maßnahmen gesetzt werden, um bestmögliche Erträge zu sichern und gleichzeitig die Aufwände zu senken. Für Landwirte ist das wichtig, um in vielen Fällen durch unterschiedliche Maßnahmen wie Bewässerung, Mikronährstoffe, angepasste Düngergaben usw. Schäden abzuwenden oder zumindest zu reduzieren. „Dieses einzigartige, satellitengestützte Monitoring-Tool der Agrarflächen ist gelebte Digitalisierung in der Praxis und unterstützt die landwirtschaftlichen Betriebe bei ihrem Risikomanagement“, so Weinberger abschließend.
Hinweis: Die Präsentation zum Webinar finden Sie hier: Präsentation
Die gesamte Pressekonferenz zum Nachhören:
Rückfragenhinweis:
Dr. Mario Winkler, Pressesprecher Österreichische Hagelversicherung, +43 664 827 20 67, [email protected]